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Georgiy Michailov | Managing Partner | Dipl.-Volkswirt, B.M. (TSUoE)

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> Download 16. Restrukturierungsbarometer, FINANCE, Nov/Dez 2019


16. Restrukturierungsbarometer

Pandemie trifft fragile Weltwirtschaft ins Mark

In welchem Ausmaß und welcher Geschwindigkeit ein Krankheitserreger quasi über Nacht die Welt(wirtschaft) erschüttern kann, war noch zu Beginn dieses Jahres kaum vorstellbar. Und doch übertraf die Corona-bedingte Schockwelle die Krise von 2008 bei weitem. Die Auswirkungen der Pandemie treffen eine sowieso schon fragile Weltwirtschaft bis ins Mark – mit kaum absehbaren Folgen. Einig sind sich Experten indes darüber, dass der Virus mit Abstand die bislang größte Gefahr für Unternehmen darstellt und es vermutlich noch über lange Zeit hinweg bleiben wird.

 

Zahl der Restrukturierungsfälle steigt rasant

Aktuelle Prognosen erinnern angesichts der Unberechenbarkeit des Erregers an den Blick in die Glaskugel. Doch die Ergebnisse des 16. Restrukturierungsbarometers lassen für 2020 nichts Gutes erahnen. Nicht weniger als 47 Prozent der befragten Experten rechnen mit einem sehr schwierigen Jahr 2020. Mit dem Fahrzeug- sowie dem Anlagen- und Maschinenbau stehen nach wie vor zwei Schlüsselbranchen im Fokus der Restrukturierungsabteilungen. Handelskonflikte, Brexit und disruptive Veränderungen wie der Wechsel zur E-Mobilität oder die digitale Transformation machen beiden Branchen seit geraumer Zeit schwer zu schaffen und belasten den für Deutschland so wichtigen Export. Die Auswirkungen der Corona-Krise – darüber herrscht kein Zweifel – werden die Situation in den kommenden Wochen und Monaten verschärfen und die Restrukturierungsquote weiter in die Höhe treiben. Das gilt vor allem auch deshalb, weil Maßnahmen zur Eindämmung des Virus, wie Werksschließungen oder Einreisebeschränkungen, zu Umfrageende noch nicht berücksichtigt werden konnten.

 

>> Die Anzahl der Restrukturierungsfälle hat zum dritten Mal in Folge ein neues Allzeithoch erreicht. Angesichts der aktuellen Entwicklungen werden uns hier weitere unerfreuliche Rekorde bevorstehen<< Georgiy Michailov, Managing Partner bei Struktur Management Partner

 

Deutlicher Anstieg der Restrukturierungsfälle

Schon jetzt geben 65 Prozent der Befragten an, dass die Anzahl ihrer Restrukturierungsfälle zugenommen hat. Für die Zukunft schätzen die Interviewten die Lage sogar noch dramatischer ein. Satte 82 Prozent erklärten, für die kommenden Monate mit einem Anstieg zu rechnen. Ein weiterer Konjunkturrückgang scheint damit unausweichlich.

Ein stabiles Bild zeigt sich hingegen bei den Erfolgsaussichten, Restrukturierungsfälle erfolgreich in den Markt zurückzuführen – wenn auch auf niedrigem Niveau. So gaben 20 Prozent zu Protokoll, mehr Fälle von der unternehmerischen „Intensivstation“ erfolgreich in den Marktbereich entlassen zu haben – im Herbst 2019 lag dieser Wert bei 22 Prozent.

Ein Allzeithoch findet sich hingegen bei der Frage nach der Finanzierbarkeit. 52 Prozent sehen die Bedingungen hier als „schwierig“ oder „sehr schwierig“ – lediglich sechs Prozent schätzen sie als „einfach“ ein. Finanzierbare Restrukturierungsfälle sind damit Mangelware.

 

Komplexität der Restrukturierungsfälle auf einem neuen Höchststand

Als herausfordernd wird auch die Komplexität der Restrukturierungsfälle bewertet. Für 66 Prozent der Befragten hat sie zugenommen. Da ist es nur logisch, dass die Bereitschaft von Banken, Restrukturierungsfälle zu finanzieren, deutlich abnimmt. Und auch der Tritt auf die Notbremse findet offensichtlich nun schneller statt: Etwa 55 Prozent sehen Tendenzen, dass Banken mit Abschreibungen bei Kreditengagements rechnen und mittlerweile wesentlich schneller die Reißleine ziehen – nicht die besten Voraussetzungen für Unternehmen in Krisenlagen.