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Georgiy Michailov | Managing Partner | Dipl.-Volkswirt, B.M. (TSUoE)

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> Download 15. Restrukturierungsbarometer, FINANCE, Nov/Dez 2019


15. Restrukturierungsbarometer

Abwärtstrend beschleunigt sich weiter

Gewinnwarnungen, Werksschließungen, Insolvenzen – die deutsche Wirtschaft liefert seit geraumer Zeit untrügliche Zeichen eines Abschwungs. Im Fokus stehen zwei Branchen: Fahrzeugbau und -zubehör sowie Maschinen- und Anlagenbau – und damit gleich zwei Schlüsselbranchen der deutschen Wirtschaft. Die kommenden Monate dürften ungemütlich werden.

 

Zahl der Restrukturierungsfälle steigt rasant

Das ist ein Ergebnis des 15. Restrukturierungsbarometers, das FINANCE in Zusammenarbeit mit Struktur Management Partner in den vergangenen Wochen durchgeführt hat. Den Antworten der 110 Restrukturierungs­experten zufolge haben 59 Prozent der Befragten in den vergangenen sechs Monaten mehr Restrukturierungsfälle zur Bearbeitung bekommen. Das ist der höchste Wert, der seit dem Beginn dieser Befragung im Herbst 2012 registriert wurde.

Im Fokus der Restrukturierungsabteilungen stehen vor allem zwei Schlüsselbranchen der deutschen Wirtschaft: Fahrzeugbau und -zubehör sowie Maschinen- und Anlagenbau. Sie haben es bei Finanzierungen nun besonders schwer. Jeweils 58 Prozent der befragten Finanzierer machen in diesen Sektoren zurzeit die größten Probleme aus.

 

>> Die Umfrage zeigt eine auffallend pessimistische Einschätzung der Restrukturierungsexperten und spiegelt die Erwartung eines deutlichen Konjunkturrückgangs.<< Georgiy Michailov, Managing Partner bei Struktur Management Partner

 

Mehr Insolvenzen erwartet

In dieses Bild passt die Erwartung der Befragten, dass die Zahl der Insolvenzen im kommenden Jahr steigen wird. Mehr als drei Viertel der Restrukturierungsexperten sind dieser Ansicht (76 Prozent). Immerhin 31 Prozent der Befragten rechnen 2020 auch mit Großinsolvenzen, bei denen es Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 1 Milliarde Euro treffen würde.

 

Unternehmenskredite im Fokus der Restrukturierer:

In das aktuelle Restrukturierungsbild passt, dass insbesondere Unternehmenskredite im Fokus der Work-out-Abteilungen stehen. Vor dem Hintergrund zunehmender Unter­nehmens­krisen verwundert es nicht, dass viele Finanzierer neue Kreditengagements zurzeit generell kritischer prüfen. 47 Prozent der befragten Restrukturierungsexperten bejahten das, 38 Prozent verneinten dies, und 15 Prozent enthielten sich einer Antwort. Die den Kreditnehmern auferlegten Bedingungen reichen von höheren Dokumentations­anforderungen (27 Prozent) über strengere Kreditklauseln (23 Prozent) und kürzere Laufzeiten (17 Prozent) bis hin zu höheren Margen (16 Prozent). Immerhin 13 Prozent der Banker, die neue Kreditengagements kritischer prüfen, bestätigten zudem, einzelne Branchen zurzeit generell auszuschließen.

 

Schwierige Finanzierungssituation

Als zunehmend schwierig wird zudem die Finanzierbarkeit von Restrukturierungsfällen bewertet. So ist der Anteil der Befragten, die das als schwierig oder sehr schwierig ein­schätzen, mit 43 Prozent noch einmal höher ausgefallen als im Frühjahr 2019 (40 Prozent). Lediglich 5 Prozent berichten von einfachen oder sehr einfachen Finanzierungs­bedingungen (Frühjahr 2019: 5 Prozent). „Einmal mehr zeigt sich: Es gibt kaum noch einfach finanzierbare Restrukturierungsfälle“, so Georgiy Michailov. Dazu passt, dass sich die Komplexität der Restrukturierungsfälle auf anhaltend hohem Niveau bewegt.