13. Restrukturierungsbarometer
Trend zur Digitalisierung und Restrukturierung hat wieder Konjunktur
In den Work-out-Abteilungen der Banken spielt Digitalisierung noch keine große Rolle. Doch das dürfte sich ändern. Gleichzeitig zieht die Zahl neuer Restrukturierungsfälle an – auch bei den Erwartungen bestätigt sich die Trendwende.
Die Digitalisierung ist aktuell eine der größten Herausforderungen im Finanzsektor. Wie der Stand der Digitalisierung in den Restrukturierungsabteilungen der Banken, Sparkassen und Kreditversicherer ist, war Gegenstand des 13. Restrukturierungsbarometers, das wir zusammen mit dem FINANCE Magazin im September und Oktober 2018 durchgeführt haben.
Die Antworten der insgesamt 83 Restrukturierungsexperten stützen den eingangs gestellten Befund: Nur 16 Prozent der befragten Teilnehmer schätzen ihre Arbeit heute schon als stark oder sehr stark digitalisiert ein. 65 Prozent hingegen beschreiben ihre Arbeit im Restrukturierungsbereich als schwach beziehungsweise sehr schwach digitalisiert. Dass dies nicht so bleiben dürfte, darüber ist sich die Mehrheit der Restrukturierungsexperten einig: fast zwei Drittel rechnen mit einer weiteren Digitalisierung im Workout-Bereich. Befragt nach den Bereichen, die besonders große Digitalisierungspotentiale bieten, gaben die meisten Banker die Einführung von Cloud-Plattformen an, die eine bessere Zusammenarbeit zwischen den involvierten Parteien gewährleisten sollen (51 Prozent). Bei der Automatisierung von Kreditentscheidungen (35 Prozent) sowie bei Ratingsystemen und -verfahren (34 Prozent) sehen die Umfrageteilnehmer ebenfalls deutliches Digitalisierungspotential. Vereinzelt genannt wurde zudem die „Digitalisierung von Kreditdokumentationen“ und des „Kredithandels“.
Restrukturierung wird zentralisiert, die Anzahl der Fälle nimmt zu
Die Restrukturierungsabteilungen der Banken sollen künftig stärker zentralisiert und auf wenige Standorte beschränkt werden. Zwei Drittel der Befragten rechnen mit einem solchen Szenario, allerdings kann dem nur eine Minderheit positive Aspekte abgewinnen. Chancen einer stärkeren Zentralisierung werden in Effizienzgewinnen und einer Bündelung des Know-hows gesehen. 41 Prozent der Banker sehen die Zentralisierung allerdings negativ. Deren Hauptargument: Die Nähe zum Kunden gehe verloren – ein besonders heikles Thema in einem Spezialgeschäft wie der Restrukturierung von in Schieflage geratenen Unternehmen, oft aus dem Mittelstand und mit einem oftmals intensiven Betreuungsbedarf. Was das allgemeine Restrukturierungsumfeld angeht, bestätigt die Herbstumfrage 2018: Im Workout-Bereich gibt es wieder mehr zu tun. 30 Prozent der befragten Restrukturierungsexperten haben angegeben, im vergangenen Halbjahr mehr neue Krisenfälle zur Bearbeitung auf den Tisch bekommen zu haben (Frühjahr 2018: 29 Prozent). Parallel dazu ging der Anteil derjenigen, die sinkende Zahlen gemeldet haben, auf 20 Prozent zurück (Frühjahr 2018: 34 Prozent). Das ist der niedrigste Wert seit Beginn dieser Erhebung im Herbst 2012. Zugleich bestätigt sich die im vergangenen Jahr eingeleitete Trendwende bei den Erwartungen neuer Restrukturierungsfälle.
Branchen im Fokus der Restrukturierer
Auf Branchen heruntergebrochen, hat der Sektor „Textil und Bekleidung“ den Bereich „Handel und E-Commerce“ wieder von der Spitze der aktuellen Restrukturierungshitliste verdrängt. Auf Platz drei notiert die Branche „Fahrzeugbau und -zubehör“. „Vor allem im Bereich Automotive registrieren wir seit etlichen Quartalen eine kontinuierliche Zunahme der Restrukturierungsfälle“, konstatiert Georgiy Michailov, Managing Partner bei Struktur Management Partner.